12.2004 - Entwicklung der Oberschule

Entwicklung der Oberschule

der Staatlichen Europa-Schule Berlin (SESB) im gegliederten Schulsystem
Tischvorlage zur Veranstaltung am 20.12.2004, 19 Uhr, in der Mensa der 5. Grundschule „Neues Tor“, Torstraße 212-216

Ausgangslage

Die Entwicklung der Realschulzweige der SESB im gegliederten Schulsystem gibt zur Sorge Anlass. So hat die deutsch-englische SESB ihren Zweig bereits aufgegeben, bei der deutsch-italienischen SESB erreichen die Jahrgänge nurmehr Gruppenstärke, bei der deutsch-griechischen SESB hat die Zahl der angemeldeten Realschüler deutlich abgenommen. Ohnehin wurde nie mehr als Gruppenstärke erreicht. Nur 63% der Grundschüler wurden 2004 überhaupt noch an der Oberschule angemeldet. Dazu kommt, dass die Konkurrenz der Oberschulen mit Griechisch als Fremdsprache und „bequemen“ Standorten“ größer wird. Die Eltern der deutsch-portugiesischen SESB haben 2004 zwar 24 von 28 Kinder der 6. Klasse (also 86%) in der Oberschule angemeldet, jedoch nur unter der Bedingung, dass die gymnasial- und realschulempfohlenen Schüler „unter einem Dach“, in der Heinrich-von-Kleist-Oberschule, unterrichtet werden. Dies geschieht derzeit auch so, soll aber bereits im kommenden Schuljahr 2005/2006 wieder geändert werden. Obwohl eine Beteiligung zugesagt war, wurde diese Entscheidung ohne Beteiligung der Eltern gefällt. Dies hat die Eltern der jetzigen oberen Klassen der deutsch-portugiesischen Grundschule sehr erregt. Sie wollen weiterhin (zu fast 100%) die Lösung „unter einem Dach“. Andernfalls besteht die Gefahr, dass etliche Eltern den Bereich der SESB verlassen werden - auf Dauer zunehmend mehr.

Schulplanung Mitte

Der „Schulnetzplan Mitte“, im September 2004 von Frau Stadträtin Dagmar Hänisch im Schulausschuss vorgestellt, sichert den Fortbestand der Heinrich-von-Kleist-Oberschule. Der Standort wird (auf Basis der Demoskopie) mit 3,1 Zügen fortgeschrieben. Die dort angesiedelten SESB´s sind im Schulnetzplan Mitte allerdings nicht (erkennbar) berücksichtigt. Dass 1-2 Gymnasien in Berlin-Mitte geschlossen bzw. zusammengelegt werden sollen, wird sich möglicherweise auf die Schülerzahlen der Heinrich-von-Kleist-Oberschule steigend auswirken. Mit Sicherheit wird die Schließung des Ranke-Gymnasiums bzw. dessen Zusammenlegung mit der Diesterweg-Oberschule in Berlin-Mitte (ehemals Wedding) eine derartige Auswirkung haben.

Kapazität der Heinrich-von-Kleist-Oberschule

Das jetzige Schulgebäude der Heinrich-von-Kleist-Oberschule bietet Platz für ca. 4 Klassenzüge von der 6.-13. Klasse. Derzeit „platzt die Schule bereits aus allen Nähten“, wie eine Begehung am 16.12.2004 ergab. 2004 gab es ca. 140 (!) Neuanmeldungen, erheblich mehr als in den vergangen Schuljahren. Es existieren 3 deutsche Züge, die sich bis zum Abitur auf zwei „verschlanken“ können. Da jedoch die deutsch-griechische SESB über zwei 2-zügige Grundschulen verfügt, die deutsch-portugiesische über eine 2-zügige Grundschule, so kann man sich ausrechnen, dass die Heinrich-von-Kleist-Oberschule mindestens 5, wahrscheinlich 6 Züge benötigen wird, um beide SESB´s auf Dauer aufnehmen zu können. Dies vor allem, da die Züge der SESB´s, infolge des Teilungsunterrichtes für die bilinguale Ausbildung, einen erhöhten Raumbedarf haben.
Ausreichend Platz könnte es geben, wenn das angrenzende, baulich mit der Heinrich-von-Kleist-Oberschule (Levetzowstraße 4-5) eng verflochtene Gebäude des ehemaligen, nur übergangsweise vermieteten „Lisum – Landesinstitut für Schule und Medien“ - (Levetzowstraße 1-3) zur Verfügung gestellt würde (gegenwärtig werden ca. 50% der wertvollen Flächen „sinnigerweise“ als Lagerflächen genutzt). Nur dann hätten die deutsch-griechische und die deutsch-portugiesische SESB im „Abwanderungsbezirk“ Mitte eine Zukunft. Ansonsten zumindest nicht an diesem Standort, was alle Betroffenen sehr bedauern würden.

Fragen der betroffenen Eltern

Wegen der derzeitigen Raumknappheit in der Heinrich-von-Kleist-Oberschule müssen natürlich die Realschüler der beiden SESB´s (7. Klassen), die wegen pädagogischer Argumente „unter einem Dach“ unterrichtet werden, als erste weichen. D.h. eine Debatte über die richtige pädagogische Konzeption für die Oberschule der SESB im gegliederten Schulsystem wird „mit der Raumfrage erschlagen“ (Zitat aus dem Kreis betroffener Eltern) – unter Ausschluss von Eltern, die angesichts von „Pisa“ und „OECD“ zunehmend verunsichert sind und sich unter Nutzung der Möglichkeiten des neuen Schulgesetzes zunehmend engagieren. Diese Eltern wollen die begonnene Debatte dennoch und gerade deswegen wieder eröffnen und öffentlich machen. Sie befürworten die grundlegende Konzeption der SESB sehr bewusst, halten aber etliche wichtige Fragen, vor allem die Oberschule betreffen, für ungeklärt.
Wenn „das Kind nicht dem Schulsystem untergeordnet“ werden soll, „sondern das System dem Kind“ (Zitat aus sehr berufenem Munde), wenn langes Zusammenlernen im Klassenverband - nach „Pisa“ und OECD“ - besonders Erfolg versprechend ist, wenn das bilinguale Lernen besondere Anforderungen stellt, wenn – nach Unterrichtsplänen der Berliner Senatsschulverwaltung – erst „mit Beginn der 9. Klasse die Fächer Partnersprache und Muttersprache zusammengeführt“ werden sollen und Differenzierung bei der Sprachvermittlung eine kontinuierliche und wichtige Rolle spielt …


Wieso sollen dann die über 6 Jahre in besonderem Maße zusammengewachsenen bilingualen Klassenverbände der SESB nach der 6. Klasse in Gymnasial- und Realschüler aufgeteilt und auf zwei räumlich getrennte Schulstandorte verteilt werden?
Wieso ist es sinnvoll, eine SESB zwischen Vorklassen und Abitur auf vier (!) räumlich voneinander getrennte Schulstandorte zu verteilen?Wieso muss diese Aufteilung nach einem Probehalbjahr im Gymnasium endgültig zementiert werden?
Ist nicht eher jahrgangsübergreifendes Lernen Erfolg versprechender als frühzeitige „Querabschottung“?
Wie kann an einer Realschule mit 400 Schülern und problematischem sozialen Mileu aus einer Aneinanderreihung von 6-8-köpfigen bilingualen Kleingruppen, „eingebettet“ in 30-köpfige Normalklassen, ein eigenes bilinguales Europa-Schul-(Sprach- und Kultur)-Mileu entstehen (so wie behauptet, ohne dass irgendeine wissenschaftliche Begleitung dies wenigstens zu überprüfen versucht)?
Wie kann den zahlreichen „Quereinsteigern“ der 5. und 6. Grundschulklassen (ca. 20%) eine einigermaßen gesicherte Grundlage und Beurteilung für das Überstehen des Probehalbjahres im Gymnasium gegeben werden? Werden Begabte, weil „zu spät“ nach Deutschland gekommen, deshalb aussortiert?
Müssen die „Raumfrage“ sowie die „Konkurrenz“ von Schuldirektoren um SESB-Schüler tatsächlich über die künftige Entwicklung unserer Kinder entscheiden?
Muss ab der 7. Klasse des Gymnasialzweiges eine weitere Fremdsprache als Pflichtfach hinzukommen oder kann dies auch in Form eines Wahlpflichtfaches geschehen?
etc.

Die betroffenen Eltern warten auf Antworten und konkrete Vorschläge, die den „Schulversuch“ SESB wirklich weiterbringen zum besten für deren Kinder erzielbaren Ergebnis.

Berlin, Dezember 2004
AG-ISFE in der Europa-Union Berlin