30.01.2005 - Die Welt
Schulwahl ist in Berlin reine Glückssache

Wohin nach der vierten Klasse? Der Senat macht es Eltern und Kindern nicht leicht, die passende Oberschule zu finden
von Florentine Anders

Auszug aus dem Artikel:

"Felix ist erst zehn und muß doch schon angestrengt über seine Karriere nachdenken, zumindest über seine Schulkarriere. Er besichtigt Gymnasien, fachsimpelt mit den Rektoren über Frontalunterricht, testet die Laboratorien. Wenn morgen nach den Halbjahreszeugnissen die Schule wieder beginnt, steht vielen Eltern und Kindern eine schwerwiegende Entscheidung bevor. Alle Sechstkläßler haben mit dem Zwischenzeugnis auch ihre Empfehlung für die weiterführende Schule erhalten. Doch auch mit dieser unverbindlichen Entscheidungshilfe steht eine kaum überschaubare Fülle von Möglichkeiten zur Wahl, die bis zur Anmeldefrist im Februar durchforstet sein will.
Neben dem ohnehin schon komplizierten dreigliedrigen System von Hauptschule, Realschule und Gymnasium prüfen die Eltern zunehmend, ob sie ihre Kinder schon nach der vierten Klasse aufs Gymnasium schicken, so wie es in anderen Bundesländern gang und gäbe ist. Das Vertrauen in die Grundschule schrumpft mit jeder neuen Vergleichsstudie.
Die jüngst veröffentlichten Ergebnisse der Vergleichsarbeiten der vierten Klassen dürften vielen Unentschlossenen den letzten Stoß geben. Sieben Bundesländer hatten sich an dem Test "Vera" beteiligt - und Berlin lag in allen abgefragten Bereichen unter dem Durchschnitt. Angesichts dieser Ergebnisse mußte Senator Klaus Böger (SPD) selbst gestehen, daß wir eine Population von Schülern entwickelten, die nicht annähernd den Anforderungen entspreche, die eine Industriegesellschaft stellt. Die zeitgleich vorgestellte Studie "Element" zeigt derweil, daß die 1700 getesteten Fünftkläßler an den Gymnasien klar besser abschneiden als ihre Mitschüler, die an der Grundschule bleiben."

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Der Artikel ist erschienen am 30. Januar 2005
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