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15.08.2003 - Tagesspiegel -

15.08.2003 - Berliner Tagesspiegel
Das neue Schuljahr: Viele Reformen und viel Lehrerfrust

Bildungssenator rechnet mit „Anlaufschwierigkeiten“ bei der Schulbuchbeschaffung – Bußgelder für säumige Eltern
von Susanne Vieth-Entus

Auszug aus dem Artikel:

"Ein ehrgeiziges Reformpaket hat Bildungssenator Klaus Böger (SPD) für das am Montag beginnende Schuljahr gepackt. Kaum ein Problem, das er nicht mit zusätzlichen Geldern, Lehrern, freiwilligen Helfern oder gar mit wissenschaftlicher Beratung angehen will. Neue Ganztagsschulen wird es geben, verpflichtende Vergleichsarbeiten, ein Reformprogramm für abschlussgefährdete Jugendliche, mehr Leseförderung, mehr Eigenverantwortung, mehr Ausländerförderung."

Weitere Inhalte des Artikels sind:


Das neue Schuljahr startet unter schlechten Ausgangsbedingungen: die Stimmung der Lehrerschaft ist wegen Arbeitszeiterhöhung und Gehaltseinbußen auf dem Tiefpunkt - viele Eltern sind verärgert darüber, dass sie für die Schulbücher bezahlen müssen - der Anteil von Schülern mit schlechten Deutschkenntnissen nimmt weiter zu.
Nicht die Reformanstrengungen werden Thema in den Schulen sein, sondern die schlechteren Arbeitsbedingungen, wenn die Lehrer am heutigen Freitag zum achtstündigen „Präsenztag“ zusammenkommen.
Die Lehrergewerkschaft GEW hat für 13.30 Uhr zu einem „Warnstreik“ auf dem Alexanderplatz aufgerufen: nicht nicht nur Böger fragte sich gestern, ob alle Lehrer nach der Demo den Weg zurück in die Schulen finden, um die acht Stunden abzuarbeiten.
Die Lehrer sind nicht nur darüber empört, dass sie für die Gehaltseinbußen nur einen geringen Freizeitausgleich bekommen: sie sind schlechter gestellt als alle anderen Berufsgruppen im öffentlichen Dienst - infolge der gleichbleibend hohen Stundenbelastung gibt es kaum Platz für neue Lehrer - etliche Kollegien müsen ein weiteres Schuljahr „im alten Saft“ schmoren und dürfen nicht einmal ihre frisch ausgebildeten Referendare behalten.
Viele Lehrer sehen dem Schulbeginn pessimistisch entgegen: es ist noch nicht klar ist, ob alle Schüler wegen der Abschaffung der Lehrmittelfreiheit ihre neuen Bücher haben werden - die Bezirke müssen möglicherweise Bußgelder verhängen, wenn Eltern zu lange mit dem Bücherkauf warten - man hört von Lieferschwierigkeiten der Schulbuchverlage - etliche Schulen konnten noch nicht herausfinden, wie viele ihrer Schüler sozial schwach sind und damit einen Anspruch darauf haben, dass die Bezirke für sie die Bücher kaufen.
Es gibt auch gute Nachrichten zum neuen Schuljahr: seit 1998 nimmt erstmals wieder die Zahl der Erstklässler zu - auf sie warten 17 Grundschulen, die erstmals den Ganztagsbetrieb aufnehmen - in dieses Projekt fließen 2003 elf Millionen Euro aus dem Investitionsprogramm der Bundesregierung - 2004 kommen weitere 37 Millionen Euro hinzu - bis 2006 sollen alle Berliner Grundschulen eine verlässliche Halbtagsbetreuung bis etwa 13.30 Uhr erhalten.

Der Artikel ist erschienen am 15. August 2003
2003 © Der Tagesspiegel


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