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25.06.2003 - Tagesspiegel -

25.06.2003 - Tagesspiegel
Mehr geredet als gehandelt

Verändert sich Schule zu langsam?
von Susanne Vieth-Entus

Auszug aus dem Artikel:

"
Die Berliner Wirtschaft vermisst in der Schulpolitik konkrete Konsequenzen aus dem Debakel der Pisa-Studie. Fast zwei Jahre nach dem Bekanntwerden des schlechten Abschneidens der deutschen Schüler seien „in den Klassenzimmern“ kaum Veränderungen spürbar, kritisiert der Verband der Berliner Kaufleute und Industrieller (VBKI). Oder doch? Das wollte der Verband von Bildungssenator Klaus Böger (SPD) und von Baden-Württembergs Kultusministerin Annette Schavan (CDU) wissen und lud am Dienstagabend in das Ludwig-Erhard-Haus ein, um über die Effizienz deutscher Schulpolitik zu reden."

Weitere Inhalte des Artikels sind:


Beide Politiker gaben einen Überblick über bisher eingeleitete Reformen: Sie versuchten zu verwischen, dass in den vergangenen zwei Jahren über die frühere Einschulung bis hin zu den neuen Lehrplänen mehr geredet als gehandelt worden ist - gegenüber dem Bildungsexperten von McKinsey, Nelson Killius, kamen sie allerdings kaum an - er wollte wissen, warum es so lange dauert, die uralten Rahmenpläne zu entrümpeln, und warum Deutschland mehrbändige Lehrpläne braucht, wenn ein erfolgreiches Pisa-Land wie Schweden mit einem 25-seitigen Papier auskommt?
Schavan versuchte das deutsche Desaster mit dem „Autoritätsverfall“ zu rechtfertigen, den Schule und Lehrer seit der Achtundsechziger-Bewegung erlitten habe: der damals vollzogene „mentale“ Wechsel hat der bundesdeutschen Bildungspolitik eine „defizitäre Zeit“ beschert, unter deren Folgen das Land noch heute leide - diese „Ausrede“ wollte Killius nicht gelten lassen, denn auch andere Staaten haben diese Bewegung durchgemacht und haben heute einen besseren Stand - Killius befürchtet, dass die Lücke, die Deutschland von den guten Pisa-Ländern trennt, noch größer wird, wenn jetzt nicht beherzt durchgegriffen wird.
Berlins ehemalige grüne Bildungssenatorin Sybille Volkholz mischte sich ebenso in die Diskussion ein: sie glaubt, dass nicht die fehlende Autorität das Problem der Schulen sei, sondern die fehlende Leistungsbereitschaft.
Das Schlusswort fand IHK-Chef Werner Gegenbauer: es gibt noch sehr gute Schulen in Berlin - 60 arbeiten eng mit der IHK zusammen - damit mehr Schulen den Nach-Pisa-Aufbruch schaffen, sei es aber notwendig, dass auch Eltern, Politik, Wissenschaft und Betriebe mithelfen.

Der Artikel ist erschienen am 25. Juni 2003
2003 © Der Tagesspiegel


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