SESB 2010
SESB 2009
SESB 2008
SESB 2007
SESB 2006
SESB 2005
SESB 2004
SESB 2003
SESB 2002
Bildungspolitik 2005
Bildungspolitik 2004
Bildungspolitik 2003
23.06.2003 - Tagesspiegel -

23.06.2003 - Tagesspiegel
Senat: Schulen sollen Religionsunterricht neu organisieren

Gemeinsamer Lehrpläne könnten Kürzungen ausgleichen
von Susanne Vieth-Entus

Auszug aus dem Artikel:

"Die Millionenkürzung des Senats beim Religions- und Lebenskundeunterricht soll möglichst nicht auf Kosten der Kinder gehen. Die Landesregierung will durch Umstrukturierungen in den Schulen erreichen, dass mit weniger Lehrkräften mehr Kinder erreicht werden können. Dazu müssen allerdings die Stundenpläne von Parallelklassen aufeinander abgestimmt werden, damit die Kinder gemeinsam den Religionsunterricht besuchen können. Das halten etliche Schulen kaum für organisierbar. In Wilmersdorf und Lichtenberg soll modellhaft mit der Umstrukturierung begonnen werden."

Weitere Inhalte des Artikels sind:


Aufgeschreckt wurde der Senat durch die Ankündigung der Evangelischen Kirche: künftig solle an etlichen Schulen der Religionsunterricht eingestellt werden, um die Kürzung der Personalzuschüsse um 2,5 Millionen Euro verkraften zu können - auch die Katholische Kirche und der Humanistische Verband, der Lebenskundeunterricht anbietet, sieht sich außerstande, mit den eingeschränkten Personalmitteln ihre Angebote voll aufrechtzuerhalten.
Der zuständige Kultursenator Thomas Flierl (PDS) noch Bildungssenator Klaus Böger (SPD) möchten dies nicht verantworten: Sie sind seit März auf der Suche nach einer Lösung für das Problems, bisher ohne Ergebnis - eine eigens einberufenen Arbeitsgruppe von Schulleitern, Senatsbeamten und Vertretern der Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften haben sich darauf geeinigt, die Stundenpläne der Parallelklassen besser abzustimmen - die betreffenden Schulen wussten bis vergangene Woche darüber allerdings noch nicht einmal informiert, obgleich sie bereits dabei sind, die Stundenpläne für das kommende Schuljahr zu entwerfen.
Unter den Schulleitern gibt es noch unterschiedliche Ansichten: an der Grundschule am Rüdesheimer Platz begegnet man den Plänen höchst skeptisch, denn es ist anscheinend „technisch“ gar nicht möglich, die Stundenpläne der Parallelklassen so abzustimmen, dass alle zur selben Zeit Religionsunterricht haben - eine wichtige Voraussetzung für eine Arbeitszeitoptimierung ist somit nicht gegeben.
Die Oberschulen haben ebenso Organisationsprobleme beim Religionsunterricht: die geringen Schülerzahlen, die dieses Unterrichtsangebot wählen, machen es erforderlich, jahrgangsübergreifende Gruppen zu bilden - dies würde bedeuten, dass etwa der Religions- und Werteunterricht in den Stundenplänen der Siebt- und Achtklässler zur selben Zeit verankert werden müsste - „die haben keine Ahnung, was hier los ist“, meint ein Lichtenberger Schulleiter angesichts der Landesregierungs-Planungen „am grünen Tisch“.
Damit die Personalmittel reichen müssen laut Senat im Lebens- und Religionsunterricht durchschnittlich 15 Kinder in der Grundschule und zehn Kinder in der Oberschule sitzen: der Humanistische Verband findet, dass diese Zahlen „nichts mit der Schulwirklichkeit zu tun haben“ - in anderen Bundesländern wird der Religionsunterricht schon bei acht Kindern eingerichtet, in Brandenburg liege die Mindestgrenze bei zwölf Schülern.

Der Artikel ist erschienen am 23. Juni 2003
2003 © Der Tagesspiegel


Aus urheberrechtlichen Gründen wurde eine direkte Übernahme von bildungspolitischen Artikeln des Tagesspiegels auf unsere Internetseite nicht gestattet.
Erlaubt wurden Zitate, die als solche kenntlich gemacht sind oder eigene Textfassungen gleichen Inhalts.
Den Originalartikel erreichen Sie hier durch Mouseclick (für 4 Wochen ab dem Tag der Veröffentlichung).