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21.05.2003 - Tagesspiegel -

21.05.2003 - Berliner Tagesspiegel
Jetzt müssen die Eltern Schulbücher kaufen

Bis zu 100 Euro sollen selbst bezahlt werden/Verwaltung verschickt Infos zum neuen Verfahren
von Annette Kögel

Lange wurde darüber gestritten – jetzt steht das Verfahren fest, wie Berlins Eltern für die Schulbücher ihrer Kinder zur Kasse gebeten werden. Demnach müssen sich bis zum Sommer zunächst die Gesamtkonferenzen der Schulen, also Lehrer, Eltern und Schüler gemeinsam, über die Bücher einigen, die angeschafft werden. Die Bücher auf der Liste dürfen insgesamt nicht mehr als 100 Euro kosten. Mütter und Väter mit geringem Einkommen, die der Senat von den Zuzahlungen befreit, müssen noch vor Beginn der Sommerferien einen entsprechenden Nachweis bei der Schulleitung vorlegen. Diese und andere Details zur Änderung der Lernmittelfreiheit teilt die Senatsschulverwaltung den über 800 Berliner Schulen sowie den Bezirksämtern dieser Tage per Post mit.

Mit dem Informationsbrief bereitet die Senatsschulverwaltung das vor, was das Abgeordnetenhaus im Juni beschließen wird: eine Beteiligung der Elternschaft an den Ausbildungskosten. Bis zu 100 Euro müssen Väter und Mütter pro Schuljahr und Kind für Französisch-Lexikon, Mathebuch oder Duden zahlen. Was darüber hinaus benötigt wird, beschafft der Bezirk – die Bücher oder andere Medien werden dann nur verliehen. Am günstigsten kommen die Eltern von Grundschülern davon, weil hier weniger und günstigere Bücher benötigt werden.

Aber nicht alle Eltern müssen etwas bezahlen: Die neue Verordnung entlastet Berliner mit geringem Einkommen, in der Regel also Empfänger von Sozialhilfe, Wohngeld, Bafög sowie Asylbewerber. Diese Väter und Mütter bekommen alle Bücher leihweise, die Kosten trägt der Bezirk. Um den Datenschutz zu gewährleisten, darf es pro Schule jeweils nur eine Liste mit den Namen der befreiten Eltern geben, die „unter Verschluss“ gehalten werden muss.

Welche Bücher die zuzahlungspflichtigen Eltern nun – neu oder gebraucht – kaufen sollen, das müssen die Gesamtkonferenzen der Schulen vor Beginn der Sommerferien am 3. Juli entscheiden. So rechtzeitig, dass die Eltern die Titel noch vor Beginn des neuen Schuljahres am 17. August im Buchhandel besorgen können. Nach Auskunft der Schulverwaltung sollten die Schulen versuchen, zunächst veraltete Bücher durch neue zu ersetzen. Die neu angeschafften Bücher sollen noch vier Jahre dem Rahmenplan entsprechen, so dass sie an die nächsten Schülergenerationen weitergegeben werden können.

An etlichen Berliner Schulen werden sich die Eltern in den nächsten Wochen über mögliche kostengünstigere Sammelbestellungen bei den Schulbuchverlagen verständigen.

Vor allem für Familien mit mehreren Kindern bedeutet die Neuerung eine erhebliche Belastung, kritisierte die Bildungsgewerkschaft GEW am Dienstag.

Der Artikel ist erschienen am 21. Mai 2003
2003 © Der Tagesspiegel