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14.08.2003 - SenBJS -

14.08.2003 - Pressemeldung SenBJS Berlin
Bildungssenator Klaus Böger stellt bildungspolitische Schwerpunkte zum neuen Schuljahr vor

„Das Schuljahr ist gut vorbereitet, alle können sich auf abwechslungsreichen Unterricht freuen“, sagte Bildungssenator Klaus Böger am Donnerstag auf einer Pressekonferenz. Böger stellte das neue, am 18. August beginnende Schuljahr und bildungspolitische Schwerpunkte vor.

Trotz zurückgehender Schülerzahlen werde es in den nächsten Jahren zahlreiche Neueinstellungen für pädagogische Verbesserungen geben, so Böger. Dafür stehen 1040 Lehrerstellen zur Verfügung.

Das Sanierungsprogramm für Schulen und Sportanlagen sei eine „Erfolgsgeschichte“, so Böger. Seit 1998 sind aus Landesmitteln 1194 Maßnahmen durchgeführt und 255 Mio. Euro investiert worden – Toiletten, Schuldächer und Klassenräume wurden saniert, Sportplätze und Fassaden repariert. Aus dem Investitionsprogramm der Bundesregierung zum Aufbau zusätzlicher Ganztagsangebote an Schulen erhält Berlin 147 Mio. Euro bis 2007. Für das Jahr 2003 stehen 11 Mio. Euro zur Verfügung, in den Jahren 2004 - 2006 jeweils 36,796 Mio. Euro und im Jahr 2007 25,757 Mio. Euro. Wir werden den baulichen Zustand der Berliner Schulen weiter verbessern, betonte Böger.

„Wichtige Reformen sind angelaufen und werden in den nächsten Monaten fortgesetzt“, sagte der Bildungssenator.
Dies sind:


die Weiterentwicklung der Kitas als Bildungseinrichtungen (Umsetzung des im Juni vorgestellten Bildungsprogramms);
der weitere Ausbau der Ganztagsangebote an Grundschulen;
den Weg der Schulen zu größerer Eigenverantwortung;
die Sicherung von Standards und Weiterentwicklung der Qualität des Unterrichts;
die Förderung von Chancengleichheit (intensive Sprachförderung der Migrantenkinder, Förderung von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf im gemeinsamen Unterricht);
die Reform der Lehrerbildung.

Zum neuen Schuljahr arbeiten an den öffentlichen Schulen des Landes Berlin 32.064 Lehrkräfte. Hinzu kommen 3.350 Personen, die zum Beispiel als Erzieherinnen oder Sozialarbeiter an den Schulen tätig sind. 100 Lehrkräfte kommen neu an die Schulen.

445.000 Kinder und Jugendliche besuchen Berliner Schulen, darunter 23.000 an privaten Schulen. Die Schülerzahlen gehen insgesamt weiter zurück: Seit 1994 ist die Schülerzahl um 64.000 gesunken. Im neuen Schuljahr besuchen 373.000 Kinder und Jugendliche die öffentlichen Grundschulen, Gymnasien, Gesamt-, Real- und Hauptschulen.
„Höchst erfreulich“ sei es, so Böger, dass erstmals seit Sommer 1998 wieder deutlich mehr Kinder eingeschult worden sind – insgesamt 27.500 an öffentlichen Schulen.

Bildungspolitische Schwerpunkte:

Das neue Schulgesetz ist vom Senat verabschiedet und in das Berliner Abgeordnetenhaus eingebracht worden. Das Gesetz soll im Februar 2004 in Kraft treten. Einzelne Regelungen treten aber später in Kraft, da sie einen ausreichenden zeitlichen Vorlauf benötigen. Das betrifft zum Beispiel die vorgezogene Einschulung und die Einführung der neuen Schulanfangsphase zum Schuljahr 2005/2006. Es ist das erste vollständig neu erarbeitete deutsche Schulgesetz, das unmittelbar Erkenntnisse der PISA-Studie aufnimmt und die rechtliche Grundlage für bildungspolitische Reformen schafft.

Wichtigere Neuerungen im Schulgesetz:


die Eigenverantwortung der Schulen wird gestärkt,
die Qualitätssicherung und -entwicklung wird verbindlich festgelegt,
die Kinder werden früher eingeschult (Stichtag der Einschulung ist künftig der 31. Dezember eines Jahres statt wie bisher der 30. Juni, so dass Kinder auch schon mit 5 1/2 Jahren in die erste Klasse kommen),
jede Grundschule wird zur Verlässlichen Halbtagsgrundschule ausgebaut,
eine neue Schulanfangsphase (sie umfasst die Jahrgangsstufen 1 und 2) wird eingeführt, die in unterschiedlichen Geschwindigkeiten von einem bis zu drei Schuljahren durchlaufen werden kann; zugleich werden die bisherigen Vorklassenleiterinnen in die Arbeit der Schulanfangsphase integriert und die Ganztagsangebote an Grundschulen werden weiter ausgebaut,
die Schulzeit bis zum Abitur wird verkürzt. Regelfall sind 12 Jahre, möglich sind auch 11 oder 13 Jahre.

Ausbau der Ganztagsangebote:


303 allgemeinbildende öffentliche (über 30 % aller öffentlichen Schulen) und 10 private Schulen haben ein Ganztagsangebot. Damit liegt Berlin bundesweit an der Spitze. Darunter sind 172 öffentliche Grundschulen mit 22.000 Schüler/innen und 3 private Grundschulen in offener oder gebundener Form.
Zum Schuljahr 2003/04 beginnt an 17 weiteren Grundschulen ein neuer Ganztagsbetrieb.

Insgesamt werden in dieser Legislaturperiode bis 2006 aufgebaut:


30 neue Ganztagsgrundschulen in gebundener Form;
zusätzliche Angebote im offenen Ganztagsbetrieb (Hortbetreuung der Schulkinder);
die Verlässliche Halbtagsgrundschule, in der die Kinder von 07:30 – 13 :30 Uhr betreut werden, wird schrittweise bis 2006 in ganz Berlin eingeführt(bisher 70 von 414 Grundschulen).
Für den Ausbau der Ganztagsangebote nutzt Berlin das Investitionsprogramm der Bundesregierung. Berlin erhält 147 Mio. Euro in den Jahren 2003 - 2007 für bauliche Maßnahmen.
Eigenverantwortung der Schulen stärken
Standards sichern und Qualität entwickeln

33 Vorreiterschulen haben sich in einem Modellprojekt auf den Weg zur eigenverantwortlichen Schule gemacht. Sie können ihre Lehrkräfte flexibler einsetzen, vereinbaren Unterrichtsziele und Qualitätsstandards, um festzulegen, was sie für ihre Schüler/innen erreichen wollen, geben sich ein Programm und entscheiden weitgehend selbstständig darüber, wie der Unterricht gestaltet werden soll. Die Ziele werden fest vereinbart und überprüft.
Das Modellprojekt beginnt im Schuljahr 2003/04 und läuft über drei Jahre. Daraus wird ein bildungspolitisches Programm entwickelt, dass allen Schulen die Orientierung für die „eigenverantwortliche Schule“ gibt, so, wie es das neue Schulgesetz vorsieht. Hinzu kommt das Projekt „Pädagogische Schulentwicklung in Berlin“ (PSE), das auf veränderten Unterricht mit mehr Eigenverantwortung der Schüler/innen abzielt.
Beteiligt sind 43 Schulen. 30 neue Trainer/innen werden zusätzlich für diese Aufgabe ausgebildet.

Vergleichsarbeiten
In den zweiten Klassen soll ab dem neuen Schuljahr eine Orientierungsarbeit in Deutsch und Mathematik geschrieben werden. Vorbereitung für Vergleichsarbeiten in der vierten Klasse, die erstmals im Schuljahr 2004/05 in Deutsch und Mathematik geschrieben werden. In den 10. Klassen werden im neuen Schuljahr verbindliche Vergleichsarbeiten in Deutsch, Mathematik, Englisch und Französisch geschrieben. Sie sind ein wesentliches Element für den Mittleren Bildungsabschluss nach Klasse 10, der mit dem neuen Schulgesetz eingeführt werden soll.

Neue Rahmenlehrpläne
Rahmenlehrpläne für die Grundschule, die Sekundarstufe I und die gymnasiale Oberstufe werden entwickelt. Die Neugestaltung der gymnasialen Oberstufe im Zuge der geplanten kürzeren Schulzeit und die Einführung zentraler Prüfungen im Abitur werden dabei berücksichtigt. Die Rahmenlehrpläne in den Fremdsprachen Englisch und Französisch für dieKlassen 3 – 10 werden in diesem Jahr fertiggestellt und in den Schulen erprobt.

Schulprogrammentwicklung und Evaluation (SQUIB)
60 Schulen haben ein Schulprogramm entwickelt und erproben erste Schritte zur Überprüfung ihrer Ergebnisse. Die Auswertung erfolgt in diesem Jahr. In einem zweiten Schritt wird bis zum Sommer 2004 die externe Evaluation von Schulprogrammen erprobt. Daraus soll ein standardisiertes Verfahren für alle Schulen entwickelt werden.

Enge Zusammenarbeit von Kita und Grundschule
Die Kitas werden als Bildungseinrichtungen gestärkt. Hierzu liegt ein Bildungsprogramm vor, an das die Grundschularbeit lückenlos anschließen soll. Kitas und Grundschulen werden im neuen Schuljahr deshalb noch enger miteinander kooperieren und Partnerschaften bilden.

Leseförderung für alle Kinder in der Grundschule
Nachdem im letzten Schuljahr eine zusätzliche Deutschstunde in allen zweiten Klassen eingeführt worden ist, kommen zusätzliche Angebote zur Leseförderung hinzu, z. B. die Gewinnung von Lesepaten, die Unterstützung durch „Senioren“, Autorenlesungen, verstärkte Zusammenarbeit mit Bibliotheken.Neuer PISA-Koffer: Er enthält wichtige Materialien und Anregungen für die Lehrerfortbildung im Bereich der Lesedidaktik und Förderung der Lesekompetenz von Kindern und Jugendlichen.

Chancengleichheit fördern
I. Förderung von Kindern nichtdeutscher Herkunftssprache:
Neues Qualitätskonzept für den Unterricht mit Migrantenkindern (Qualifizierung der Lehrer/innen, systematische Überprüfung des Spracherwerbs). Neuer Rahmenplan für den Sprachförderunterricht „Deutsch als Zweitsprache“;Gezielter Einsatz der Lehrerstellen anhand der Ergebnisseder „Bärenstark“-Sprachstandsmessung;mehr Lehrer/innen mit Migrationshintergrund: Hierzu ist das Lehrerbildungsgesetz geändert worden. Eine feste Quote von bis zu 3 Prozent der Plätze im Referendariat steht zukünftig Absolventen aus Nicht-EU-Ländern zur Verfügung.
Kleinere Klassen: In Schulen mit über 40 Prozent Schülerinnen und Schülern nicht deutscher Herkunftssprache, die in sozial schwierigen Gebieten liegen, sind bisherdie 1., 2 und die 7., 8. Klassen verkleinert worden. Diese Maßnahme wird in den 3. und 9. Klassen in diesem Schuljahr fortgesetzt (zusätzliche 30 Lehrerstellen im Schuljahr 2003/04; insgesamt bisher 90 zusätzliche Stellen; davon profitieren133 Schulen).

II. Gemeinsamer Unterricht von Schüler/innen mit und ohne sonderpädagogischem Förderbedarf 27 % (= 5.600) aller Schüler/innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf werden integrativ unterrichtet.

III. Sonderprogramm zur Förderung abschlussgefährdeter Schüler/innen in Haupt- und Gesamtschulen: Ziel: mehr Jugendliche zum Schulabschluss führen (bisher: 12 % aller Schüler und 27 % der ausländischen Jugendlichen ohne Schulabschluss); Schuldistanz bei Jugendlichen abbauen. Beteiligt sind 14 Gesamtschulen und 26 Hauptschulen.