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12.06.2003 - Morgenpost -

12.06.2003 - Berliner Morgenpost
Eltern organisieren Schulbuchverleih

von Christa Beckmann

Vom kommenden Schuljahr an müssen Eltern bis zu 100 Euro für Schulbücher aus eigener Tasche zahlen. Lehrer und Eltern arbeiten derzeit fieberhaft an Konzepten, wie der Senatsbeschluss umgesetzt werden kann. Viele Schulen wollen den Eltern einen Gang in die Buchhandlung ersparen und halten am Ausleihprinzip fest. Sie folgen einer gemeinsamen Empfehlung von Landesschulbeirat und Landeselternausschuss und haben einen Lernmittelfonds gegründet - wie die Otto-Nagel-Oberschule in Biesdorf. "Damit stellen wir sicher, dass auch alle Bücher zum Schuljahresbeginn da sind", sagt Schulleiter Lutz Seele.
Das Prinzip ist einfach: Der Elternspendenverein der Schule hat ein Extra-Konto eingerichtet, auf das die Eltern bis zum 5. Juli jeweils 60 Euro überweisen. Von dem Geld kauft der Verein die notwendigen Bücher, die dann wiederum an die Schüler ausgeliehen werden. Ein Gremium aus Lehrern, Eltern und Schülern übernimmt die Verwaltungsarbeiten.
Neben Rabatten durch Großbestellungen hätten Lernmittelfonds und Ausleihprinzip noch den Vorteil, dass sich die Kosten für die Eltern reduzierten, sagt der Vorsitzende des Landeselternausschusses, André Schindler: "Wenn jedes Jahr wieder neue Bücher gekauft werden müssten, ist das nur eine Gelddruckmaschine für die Verlage."
Eine ähnliche Lösung peilt das Gymnasium Steglitz an. Dort soll extra ein neuer Förderverein gegründet werden, der künftig das Geld für Lehr- und Lernmittel verwaltet. Beitrag der Eltern pro Jahr: Ebenfalls 60 Euro. "Die Bücher werden mindestens vier Jahre lang ausgeliehen, dann gehen sie in den Besitz der Schüler über", erläutert der stellvertretende Schulleiter Wolfgang Ott das Procedere. Nur etwa zwei Prozent der 900 Eltern hätten darauf bestanden, Bücher selber zu kaufen. Mit dem Geld des Vereins könnten künftig neben Büchern auch Materialien für Physik-, Chemie- und Biologieunterricht gekauft werden. "Dieser Etat ist nämlich drastisch gekürzt worden", sagt Ott. "Zurzeit habe ich da pro Schüler nur 8,20 Euro im Jahr."
Ott weiß allerdings auch, dass eine solche Lösung nur mit einer engagierten Elternschaft möglich ist: "Die Schere zwischen den Schulen geht durch die Abschaffung der Lernmittelfreiheit noch weiter auf."
In der Schulbehörde hat man keine Bedenken gegen Lernmittelfonds, "so lange nur der Verein das Geld einnimmt", sagt Sprecherin Rita Hermanns. "Schulen dürfen keine Leihgebühr erheben." Der Verein könne auch kein Elternteil zwingen, Geld einzuzahlen.

Der Artikel ist erschienen am 12. Juni 2003
2003 © Verlag Berliner Morgenpost